Table of Contents Previous Chapter

2. Fallbeispiel: Uni Regensburg

Als Fallbeispiel für einen relativ komplexen Mail-Setup, wie er ohne weiteres auch bei mittleren und großen Firmen auftreten kann, soll hier die EMail-Situation an der Universität Regensburg beschrieben werden.

In den letzten Jahren stieg die Zahl der ans Netz angeschlossenen Rechner ständig an: waren dies Ende 1992 noch 750 und Ende 1993 1300 Rechner, so sind Ende 1994 bereits mehr als 2300 Rechner angeschlossen. Folgende Plattformen sind dabei vertreten:

All diese Rechner sind mit den unterschiedlichsten Netzwerk-Topologien (Stern, Bus, Ring, Baum) und -Technologien (Twisted Pair, Thick- und Thinwire Ethernet, FDDI, Token Ring) vernetzt. Am Netz hängen die verschiedensten Rechner vom 8086-PC bis zu Supercomputern von Cray und Silicon Graphics, an Betriebssystemen ist ebenfalls von MS-DOS und Apple`s System 7 über Novell bis zu VMS, BS-2000 und den verschiedensten Unix-Derivaten alles vertreten.

Ein störungsfreier Betrieb ist für den Wissenschaftsbetrieb heute unbedingt nötig, um den Zugriff auf Datenbanken, Datenarchive und Informationssysteme zu sichern, sowie den Austausch von Informationen zwischen nationalen und internationalen Forschungsgruppen und den über 2500 lokal eingetragenen EMail-Benutzern zu garantieren.

(Quellen: [3], Mitteilungen von Dr. Ulrich Werling und Karl Würfl)

2.1 Der Mail-Verbund der Uni Regensburg

Im Mail-Verbund der Uni Regensburg werden sowohl X.400 als auch SMTP parallel eingesetzt. X.400 wird dabei hauptsächlich auf VAXen und dem zentralen Mailserver der Fachhochschule (rfhs0002, AKA hermes) eingesetzt, SMTP wird für alle Unix-Workstations und die Novell-Server verwendet, letztere dienen dabei als Mail-Plattform für sämtliche PCs.

Schematisch ergibt sich der Aufbau, der in Abbildung 1 auf Seite 12 dargestellt ist. Die Aufgaben der einzelnen Rechner sind dabei:

  
Abbildung 1 : Mail-Setup der Universität Regensburg
Zur Erleichterung des Mailroutings existieren virtuelle Domains für die verschiedenen Fachbereiche, mit deren Hilfe von der comsun auch die Umsetzung von rechnerabhängigen in rechnerunabhängige EMail-Adressen erfolgt. So haben z. B. alle Benutzer im Fachbereich Chemie EMail-Adressen der Form "vorname.nachname@chemie.uniregensburg.de".

Diese Domains werden rein für das Verteilen der Mails verwendet, die folgenden Domains existieren:

2.2 EMail-Anbindung der Unix-Workstations

Nachdem in Abschnitt 2.1 auf den allgemeinen Aufbau des Mailsystems der Uni Regensburg eingegangen wurde, soll hier nun erläutern werden, wie die Unix-Workstations in dieses Mailsystem eingebunden sind, und welche Aufgaben sie erfüllen.

Die Anbindung der Unix-Rechner ist über das SMTP-Protokoll realisiert, als Mail-Software wird durchgängig "sendmail" verwendet. Auf den Workstations existieren keine speziellen EMail-Accounts, die EMail-Adresse eines Benutzers setzt sich aus seinem Login-Namen sowie dem vollen Namen (inkl. Domain) des Rechners zusammen, z. B.:

--------------------------------------------------------------------------
Login:             c9020 
Rechner:           rrzc1.rz.uni-regensburg.de 
=> EMail-Adresse:  c9020@rrzc1.rz.uni-regensburg.de  
--------------------------------------------------------------------------
Das system-interne Alias-System (/etc/aliases, ...) wird häufig (in den CIP-Pools: EMail ankreuzen) dazu verwendet, die Login-Namen durch eine Kombination aus Vor- und Nachname zu ersetzen, z. B. c9020 <=> hubert.feyrer

Standalone-Workstations bzw. Server leiten Mail an die comsun weiter. Dort angekommen werden die rechnerunabhängigen Adressen generiert bzw. aufgelöst.

In den CIP-Pools (rrzc*, rphc*) hält jeweils der Server (*1) die User-Mailfolder physikalisch und exportiert sie via NFS an seine Clients, wodurch kein POP zum Lesen benötigt wird. Bei Mail an Benutzer des Pools muß (bei Verwendung von rechnerabhängigen Adressen) immer an den Server adressiert werden, z. B. c9020@rrzc1.rz.uni-regensburg.de.

Bei abgehender Mail wird umgekehrt von sendmail die Absenderadresse so umgestellt, als wäre die Mail vom Server eines Pools abgesandt worden.

Für Mails von außerhalb des Campus` sind die MX-Records des Nameservers so gesetzt, daß Post immer an die comsun gesandt wird. Dadurch wird garantiert, daß die hardwareunabhängigen Adressen aufgelöst werden und Mail an Pools immer an den Server weitergeleitet werden.

2.3 Anbindung der PCs und Novell-Rechner

In diesem Abschnitt soll nun etwas genauer betrachtet werden, wie die Novell NetWare-Server und PCs in den Mailverbund des Rechenzentrums eingebunden sind. Dabei interessiert vor allem der Weg und die eingesetzte Software ab dem Gateway-Rechner ngate, der die Anbindung der Novell- und PC-Seite übernimmt (vgl. Abbildung 1 auf Seite 12 und Abbildung 27 auf Seite 40).

Ankommende, externe SMTP-Mails für einen Benutzer, dessen Mailbox sich auf einem Novell-Server des Rechenzentrums befindet, werden über die Workstation comsun via SMTP an den PC ngate weitergeleitet. Dieser läuft unter dem Betriebssystem UNIX und routet die Nachrichten auf die entsprechenden Novell-Server. Das Mail-Routing wird dabei von dem bei UnixWare mitgelieferten mailsurr-Programm übernommen.

Die Übertragung auf die NetWare-Server geschieht wiederum über SMTP. Auf diesen Rechnern übernimmt das Programm "Mercury" die Verteilung. Dabei werden die Mails in die Mail-Verzeichnisse der entsprechenden Benutzer kopiert. Die einzelnen Verzeichnisse werden dabei nicht über den Login-Namen identifiziert, sondern über die User-ID, z. B.:

SYS:\MAIL\B00018C

Voraussetzung für die Nutzung von Mail auf einem NetWare-Server ist, daß der Anwender Mitglied der speziellen Mail-Gruppe MAILUSERS ist. Nun kann ein Benutzer seine angekommenen Nachrichten mit einem passenden Mail-Client, z. B. PMail lesen. Dazu muß er allerdings an dem Novell-Server zumindest angemeldet (attached) sein, auf dem sich sein Mail-Verzeichnis befindet. Somit kann ein Benutzer mehrere Mail-Verzeichnisse auf unterschiedlichen Servern besitzen.

Eingesetzte Produkte:

SMTP-Mails, die nach außen geschickt werden, gehen den umgekehrten Weg, d. h. von Mercury auf den NetWare-Servern über ngate an comsun. Dieser Rechner leitet diese direkt weiter. Um nun eine Nachricht via X.400 zu versenden bzw. zu empfangen, wird fast der gleiche Weg beschritten. Allerdings werden solche Nachrichten von der comsun an die Workstation rrzv2 weitergeleitet bzw. empfangen.

Da bislang nur der Weg aufgezeichnet ist, den eine Nachricht nimmt, interessiert im folgenden, wie die Mail-Adresse eines Anwenders auf einem NetWare-Server aussieht. Der Aufbau ist dem von Unix-Benutzern sehr ähnlich. Auch hier setzt sich die Adresse aus Login-Namen und Rechnernamen (inkl. Domain) zusammen, wobei der Name des Rechners dem Namen des Servers entspricht, auf dem das Mail-Verzeichnis liegt. Die Domain für die NetWare-Server ist immer ngate.uni-regensburg.de. Eine Adresse könnte z. B. lauten:

---------------------------------------------------------------
Login:             SCHWARZ
Server:            RZI.ngate.uni-regensburg.de  
=> EMail-Adresse:  SCHWARZ@RZI.ngate.uni-regensburg.de  
---------------------------------------------------------------
Im Rechenzentrum der Universität Regensburg gibt es allerdings Bestrebungen, die Mailadressen völlig rechnerunabhängig zu machen. Das geschieht über das Programm whois. Dabei legt der Benutzer fest, welche Mailbox er überwiegend benutzen will. Diese wird mit einigen weiteren Informationen in einer whois-Datenbank abgelegt. Für die Adressierung bedeutet das, die Adresse besteht nur noch aus Vor- und Nachnamen und dem zugehörigen Fachbereich (mögliche Fachbereiche bzw. Domains siehe Kapitel 2.1 auf Seite 11), z. B.

-------------------------------------------------------------------
Name:              Günter Schwarz
Fachbereich:       extern
=> EMail-Adresse:  Guenter.Schwarz@extern.uni-regensburg.de  
-------------------------------------------------------------------
Der whois-Server ermittelt dann anhand der Einträge in der Datenbank, an welches Mail-Verzeichnis eine Nachricht mit einer derartigen Adresse weitergeleitet werden soll. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Unix- oder NetWare-Mailbox handelt. Die Aufgabe des whoisServers übernimmt im Rechenzentrum ebenfalls die comsun.

2.4 Mail-Clients im Einsatz

In den nun folgenden Kapiteln werden die Mail-Clients, die sich im Rechenzentrum im Einsatz befinden, etwas genauer betrachtet. Dabei wird wieder unterschieden zwischen Clients unter UNIX und DOS bzw. Windows.

Bei den einzelnen Mail-Clients interessieren vor allem Funktionalität und Bedienungsfreundlichkeit. Es wird auch auf die Vorzüge und Nachteile der Programme eingegangen. Bei der Betrachtung der einzelnen Clients wird auf folgende Punkte eingegangen:

Der Einsatz bei den Mail-Clients unter UNIX gestaltet sich dabei relativ einfach, da meist von der selben Mail-(Server-)Software sendmail ausgegangen werden kann. Durch dieses einheitliche Konzept ist keine Abstimmung auf verschiedene Mail-Systeme nötig, wie z. B. bei PMail auf PC-Seite. Hier müssen spezielle Anpassungen an Mercury bzw. MHS/NGM vorgenommen werden.

Die Mail-Clients auf PC-Seite haben aber noch ein weiteres Problem. Da es eine Vielzahl an unterschiedlichen Mail-Systemen für PC- bzw. Novell-Netzwerke gibt, beschränken sich die meisten Client-Programme auf ein bis zwei Protokolle bzw. Mail-Systeme. Im Fall von PMail sind das Mercury (SMTP) und MHS/NGM. MSMail unterstützt lediglich das eigene Mail-System bzw. über einen speziellen Protokoll-Modul kann alternativ MHS genutzt werden.

2.4.1 Unter Unix

Die folgenden Mail-Clients sind unter Unix im Einsatz und sollen im folgenden näher vorgestellt werden:

Die Reihenfolge der Aufzählung ist (grob) nach steigendem Benutzerkomfort, für eine ausführlichere und längere Liste von Mail-Clients für Unix siehe [6].

2.4.1.1 /usr/ucb/mail
2.4.1.2 Elm
2.4.1.3 Emacs: vm-Mode
2.4.1.4 Sun`s Mailtool
2.4.1.5 ZMail

2.4.2 Unter DOS / Windows

Die nächsten Kapitel befassen sich nun mit den Mail-Clients auf PC-Seite. Aus der Vielzahl, der meist kommerziellen Mail-Clients befinden sich folgende im Einsatz:

2.4.2.1 PMail
2.4.2.2 WinPMail
2.4.2.3 MS-Mail

Footnotes

(1)
Privacy Enhanced Mail, z. B. durch Verschlüsselung codierte Mail
(2)
Pretty Good Privacy
(3)
Common Desktop Environment
 
Table of Contents Next Chapter